Wir brauchen schweizweit Gebäudeinformatiker-/innen
Von Christoph Widler, Markus Waltenspül und Manuel Kopp
Was ist Gebäudeinformatik?
Die Gebäudeinformatik (GIN) befasst sich mit allen Systemen und Geräten, die mit Verbindungsstellen für ein übergeordnetes Manage-mentsystem (ICT/BCT) ausgestattet sind und standardisierte Kommunikationsprotokolle unterstützen. GIN befasst sich mit dem System Gebäude! Dabei steht die integrale Planung, Projektierung, Integration, Visualisierung und Betrieb von intelligenten Gebäuden
im Vordergrund. Die Kommunikation unter den verschiedenen Systemen erfolgt meist über ein IP-Netzwerk oder über verschiedene Busleitungen der Industrie- und Gebäudeautomation.
Wichtige Faktoren für eine funktionierende und integrale GIN-Infrastruktur sind unter anderem die vorangehende Bedürfniserfassung sowie detaillierte und klar verständliche Funktionsbeschriebe für die Systemintegration. So kann ein optimaler Betrieb der Systeme erreicht werden.
Die höchstmögliche ICT- und BCT-Sicherheit der verschiedenen Gebäudesysteme muss ebenfalls in allen Projektprozessen Priorität haben.
Soziale, technische und auch rechtliche Entwicklungen fordern heute immer häufiger den Einsatz von intelligenten Gebäuden und Netzen. Treibende Kräfte sind unter anderem weiter voranschreitende Digitalisierung, die Mobilität, Energieeffizienz und ökologische Nachhaltigkeit.
Bild 1: Die GIN-Galerie zeigt auf, welche Verbindungsstellen ein/-e Gebäudeinformatiker/-in organisieren, planen, effizient zu implementieren und zu unterhalten hat.
Das modularisierte Bildungssystem der SwissGIN
Einen Fachmann (Systemintegrator), der dazu fähig ist, all diese Verbindungsstellen zu organisieren, richtig zu planen, effizient zu implementieren und zu unterhalten, sucht man heute vergebens. Das Ziel, dieses Bildungsvakuum zu füllen, hat sich die Schweizerische Vereinigung für Gebäudeinformatiker SwissGIN bei ihrer Gründung am 11.11.2011 auf die Fahne geschrieben. Schon seit 2008 analysiert und entwickelt ein Kernteam von Systemintegratoren, Planern und Systemlieferanten aus den Fachbereichen Telematik, Gebäudeautomation, Informatik, Multimedia und Intrusion die Situation der Berufsbildung aller Gewerke des intelligenten Gebäudes. Daraus resultierte das neue modularisierte Bildungssystem der Gebäudeinformatik.
Die Umsetzung dieses Bildungssystems wurde im Februar 2014 von der SwissGIN genehmigt. Beginnend mit der Grundbildung (EFZ), über die höheren Fachprüfungen (HFP), bis hin zur höheren Fachschule (HF/NDS). Dies wird als notwendig erachtet, um das Bildungsvakuum in der Branche fachgerecht und durchgängig füllen zu können. So hat man die letzten Monate genutzt, dieses Bildungssystem gesamtschweizerisch weiter einzubetten und ist nun an dessen Umsetzung. Die Einbettung ist auf die Informations-, Telekommunikations-, Automations- und die Gebäude-Elektroengineering-Branche abgestimmt. Weitere Branchen, wie zum Beispiel die der Multimediatechnik finden ebenfalls Gehör.
Die Grundbildung als Fundament für die Höhere Berufsbildung
Um den Anschluss in die Höhere Berufsbildung (HFP/HF/NDS) sicherzustellen, braucht es laut SwissGIN eine fundierte Grundbildung „Gebäudeinformatiker/-in EFZ“. Eine neue Grundbildung muss immer vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) bestätigt werden. SwissGIN reicht den dazu notwendigen Vor-Ticketantrag beim SBFI in den kommenden Wochen ein. Darin enthalten ist eine umfassende Berufsfeldanalyse, in der unter anderem, Stand heute das Potential von gut 100 neuen Lehrstellen nachgewiesen werden konnte.
Auf Ebene der höheren Berufsbildung (HBB), wird eine Erweiterung im Schweizerischen Rahmenlehrplan „Technik HF“ angestrebt. SwissGIN wird dort mit Unterstützung der Konferenz der Höheren Fachschulen Technik (KHF-T) eine eigene Fachrichtung „Gebäudeinformatik“ beim SBFI beantragen, die von der SwissGIN und weiteren Organisationen der Arbeitswelt (OdAs) getragen werden soll.